Zu viel, zu schnell, zu intensiv – meine Geschichte mit meiner Hochbegabung

Ein autobiografischer Beitrag ergänzt um fachliche Informationen und Erfahrungsberichte aus meiner Arbeit mit hochintelligenten Frauen. Die Inspiration dazu fand ich bei Susanne Burzel, die im Sommer eine Blogparade zum Thema „meine Geschichte mit meiner Hochbegabung“ gestartet hatte. Ich verlinke dir ihren Artikel zum Schluss noch.

Natürlich beginnt meine Geschichte mit meiner Hochbegabung bereits bei oder genauer gesagt vor meiner Geburt. Denn Intelligenz ist ein Erbfaktor. Ich „muss“ es also von jemandem aus meiner Ahnenlinie vererbt oder „geschenkt“ bekommen haben, wie viele meiner Kundinnen sagen, die damit noch strugglen und das eher ironisch meinen.

Bis heute können wir aufgrund einer mangelnden Testgrundlage nicht mit Sicherheit bestimmen, von wem, aber das spielt eigentlich auch keine Rolle, denn heute finde ich meine Hochbegabung großartig! Wir sind ein super Team, aber auch bei mir war das nicht immer so.

Von meinem Weg vom Baby mit Denkerstirn über das Mädchen, dass zu viele Warum-Fragen stellte und das Abi mit 3,3 gerade so bestand hin zu meiner heutigen Version: Coachin für Frauen mit hohem IQ und Unternehmerin, die ein Onlinebusiness aufbaut und an der Börse nicht nur investiert, sondern sogar aktiv traded (hätte ich dir vor fünf Jahren auf keinen Fall geglaubt, hättest du mir das prophezeit). Ich nehme euch also durch so einige Stationen mit.

Viele Freude beim Lesen

PS: Nach einer kurzen Zusammenfassung findest du eine Audiospur der ganzen Geschichte. So kannst du entspannt „nebenbei hören“, statt zu lesen.

PPS: Weil vielen Menschen nicht bewusst ist, welche Eigenschaften mit hoher Intelligenz einhergehen, hab ich einen Merkmals-Check im Quizformat (Selbsteinschätzungsbogen) für Überblick & Analyse und den Adventskalender mit 24 Merkmalen im Deepdive umgesetzt. Hol dir gern beides für 0€.

Eine Frau mit hellbraunem Haar lächelt sanft in die Kamera, trägt ein schwarzes Oberteil und hält eine Halskette. Der Hintergrund ist tealfarben mit einem verschwommenen Gemälde und einer Vase mit Trockenblumen.

Inhaltsverzeichnis

Was man in meinem Lebenslauf sieht:

  • Grundschule, Gymnasium, Abitur
  • Ausbildung
  • Studium
  • Berufstätigkeit in Wissenschaft, Forschung und Lehre
  • Berufstätigkeit als Personalleiterin
  • Selbständigkeit, Unternehmensaufbau.

Klingt easy, oder? Was man nicht sieht:

  • Mobbing
  • Entwicklungstrauma
  • Unentdeckte, nicht geförderte Hochbegabung
  • Reizüberflutung
  • Underachievement (erst subjektiv, dann auch objektiv)
  • Schulangst
  • Prüfungsangst
  • Gewalttrauma
  • Kein Ausbildungsplatz, weil Abi so schlecht war, daher Übergangsjobs
  • Mehrfache Arbeitslosigkeitszeiten 
  • Arbeitsgerichtsprozesse 
  • Patriarchale Strukturen im Bildungssystem und in den Unternehmen
  • Perfektionismus, Erwartungs- und Leistungsdruck
  • Sich-falsch-fühlen 
  • Eine unvollendete Promotion
  • Imposter-Anteil stark ausgeprägt

Was man auch nicht sieht:

  • Einen wunderschönen Heilungsweg.

  • Lebensliebe und Lebensfreude.

  • Dankbarkeit, Mut, Stolz, Demut.

  • Und Leichtigkeit.

Denn heute erschaffe ich mir das Leben, das ich leben will, mit Freude und Leichtigkeit.

Meine „Moral von der G´schicht“ nehm ich vorweg:

Lasst uns anfangen den Menschen hinter der Geschichte zu sehen, kennenzulernen und zu erleben. Wahrhaftig und authentisch mit den Facetten des Seins, die nie entweder-oder, sondern immer sowohl-als- auch sind…

Falls du die Kurzvariante lesen möchtest: Ich habe Chat GPT gebeten meinen Text zusammenzufassen und ich finde es gelungen.

Vom Alien-Gefühl zur Unternehmerin: meine Geschichte mit Hochbegabung

Ich kam mit einer „Denkerstirn“ auf die Welt, konnte früh lesen und rechnen und passte doch nie richtig ins Schulsystem. Statt Förderung erlebte ich Ausbremsen, Mobbing, Prüfungsangst und schließlich Underachievement. Mein Abi schaffte ich nur knapp, ein Studium schien unerreichbar.

Und doch begann hier meine Reise: Ich jobbte, lernte Speditionskauffrau, studierte BWL und fand endlich das Umfeld, in dem ich meine Stärken zeigen konnte. Ich entdeckte meine Leidenschaft für Zahlen und Menschen, schloss mit Auszeichnung ab und baute mir eine erfolgreiche Karriere als Hochschuldozentin und Personalleiterin auf. Doch auch dort stieß ich an Grenzen: Hierarchie, Machtspiele und Strukturen, die nicht zu mir passten.

Mehrere Wendepunkte, darunter eine schwere Erkrankung, führten mich schließlich zur entscheidenden Erkenntnis: Meine Hochbegabung war nie das Problem. Sie war immer mein größtes Geschenk. Heute lebe ich, was mir früher unmöglich erschien: Ich bin Coachin für hochintelligente Frauen, baue mein eigenes Onlineunternehmen „mosa·IQ“ auf, gestalte mein Leben nach meinen Regeln und trade nebenbei aktiv an der Börse.

Meine Geschichte zeigt: Hochbegabung bedeutet nicht automatisch, dass einem „alles zufällt“ oder gar „in den Schoß“. Sie bedeutet, den eigenen Weg trotz Hindernissen zu gehen. Mit Mut, Heilung und Selbstannahme.

👉 Im nachfolgenden Beitrag erzähle ich die ganze Geschichte – mit all den Höhen, Tiefen und Erkenntnissen.

Übrigens auch super gern in der Audiovariante. Ich habe dir den gesamten Blogbeitrag einfach eingesprochen. Die Audiospur beginnt beim Perspektivwechsel. Du kannst die Wiedergabegeschwindigkeit erhöhen.

Eine „Denkerstirn“ hat es später immer geheißen, hätte ich schon früh ausgeprägt. Heute würde man das sicherlich anders benennen und ich weiß seit ich 28 bin, dass ich eine Winkelfehlsichtigkeit habe. Die Beurteilung erfolgt immer vor dem Hintergrund von Kenntnisstand und Erfahrungen und meist retrospektiv. Aber am Ende zählt die subjektive Beurteilung. Meine Eltern wussten zu sagen, ich hätte schon als Kind eine Denkerstirn gehabt, als ich mit 35 verkündete: ich bin hochbegabt. Und mit dem Wissen von heute kommen so einige Familienmitglieder in Frage die Intelligenz vererbt zu haben… 

Mit fünf konnte ich lesen, schreiben, zählen und rechnen. Was genau lässt sich leider aufgrund mangelnder „Wissensbibliotheken“ nicht mehr ganz genau rekonstruieren, aber es gibt eine ganz niedliche Audioaufnahme aus der Krabbelzeit, wo ich gerade mal sprechen kann, bis zehn zähle und meiner Mama sage, dass die Waschmaschine gleich fertig ist, weil sie schleudert, während meine Mama in der Küche unser Mittagessen zubereitet.

Ich hab mich lange Zeit auf die Schule gefreut – ein Ort, „an dem man was lernt“, an dem man „viele neue Dinge kennenlernt“ und ein Ort „zum Großwerden“. Hieß es und es klang extrem verlockend, hatte ich doch ständig Sätze gehört wie: „Dafür bist du noch zu klein.“ Oder „Werd erstmal groß, dann …“ sowie „Das erklär ich dir / verstehst du, wenn du größer bist“. Groß sein schien mir enorm erstrebenswert. Und es hat ja auch geklappt. Das mit dem Großwerden und mit dem Lernen in der Schule.

Aber kommen wir zurück zur Schule. Meine Mama hat mir später erzählt ich sei ganz enttäuscht vom ersten Tag zurückgekommen. Beziehungsweise nicht nur enttäuscht, aber eben auch.

Doch zuerst zur Freude. Ich fand es immer richtig cool, wenn wir Materialien bekommen haben. Besonders gut erinnere ich mich an die Lük-Kästen in Mathe. Mit großer Freude hab ich grad gesehen – die gibt es immer noch 😊 Ich erinnere mich auch noch, dass man erst einen abschließen musste bevor man den neuen bekam. Für mich ein totaler Ansporn, weil ich ja weiterkommen wollte.

Was war passiert? Nun, ich soll wohl etwas rumgedruckst und erst auf ermutigende Nachfrage gesagt haben: die können alle noch nicht lesen, schreiben und rechnen können sie auch nicht! Zählen ja, aber nicht rechnen. Meine Mama meinte sich zu erinnern so etwas gesagt zu haben, wie: „Nicht alle Kinder können das von Beginn an. Das lernt ihr ja dort. Dafür geht ihr dahin.“ Und aus heutiger Sicht hab ich bestimmt so etwas gedacht, wie: aha. Nicht alle könnte ich ja verstehen, aber keiner außer mir? Und lerne ich jetzt noch was oder war´s das schon?

Natürlich war es das noch lange nicht. Heute, 36 Jahre und unfassbar viele Fortbildungen, eine Ausbildung, ein Studium und eine bislang unabgeschlossene Promotion später weiß ich das natürlich, aber damals muss die Enttäuschung riesig gewesen sein, so wie ich mich heute kenne.

Die Schulzeit sollte für mich richtig toll werden. Leider hab ich wenige gute Erinnerungen präsent. Gehe ich sowohl Zeugnisse als auch meine Erinnerung durch, ist da folgende Auffälligkeit. Am Anfang beteiligte ich mich noch „rege“ und „aktiv“ am Unterricht. Meine hohe Selbständigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration und Sorgfalt wurden betont. Ebenso das eigenständige (für sich alleine) „arbeiten“ in offenen Unterrichtsphasen.

Ich erinnere mich vor allem daran mich anfangs viel und oft gemeldet zu haben. Wenn ich eine Antwort wusste, hab ich mich gemeldet. Logisch, oder? Aber ich erinnere mich eben auch – und das ist eine prägende Erinnerung – an das Ausgebremst-Werden.

Ich sollte „noch warten, bis die Anderen fertig sind“ oder die Lehrkräfte wollten „auch mal jemand anders dran nehmen“. Davon steht in den Zeugnissen (natürlich) nichts. Natürlich, weil es ja einerseits meine ganz subjektive Erinnerung ist und andererseits hätte so etwas vermutlich auch keine damalige Lehrkraft dort hineingeschrieben. Wozu auch? Wollte man doch sicherlich nicht zugeben, dass man Kinder in ihrer Entwicklung systematisch ausbremst. Heute würde ich übrigens von einer strukturell bedingten Förderproblematik im Bildungssystem sprechen, das nur mal so am Rande und mit aller Liebe für Lehrkräfte und Schulen.

Übrigens wurden in jedem Zeugnis meine „freundliche, ruhige Art“ und mein „verträgliches Wesen“ hervorgehoben, ebenso, dass ich „still“, „zurückhaltend“ und „eher nicht [pro]aktiv“ auf andere Menschen zugehe.

Aus meiner heutigen Perspektive ergibt das alles so viel Sinn. Mit all dem Wissen über Intelligenz, Autismus, AD(H)S, Trauma, Hochsensibilität, Hochsensitivität, Synästhesie, Underachievement, Funktions-Ich, Ich-Zustände und vielem mehr, ist das Bild total rund.

Da saß ein Kind mit großem Wissensdurst, der nur mäßig gestillt wurde. Ein Kind, das am Besten in einem ruhigen reizreduzierten Setting lernte und sich dann voll konzentrieren konnte. Eines, das gern neue Dinge ausprobierte, um dann nach Sinnhaftigkeit und Freude entscheiden zu können, ob es davon mehr oder weniger machen wollte. Ein Kind, dem langweilig wurde, wenn es von den gleichen Aufgaben einfach mehr, statt anspruchsvollere andere Aufgaben bekam. Ein Kind, dass früh den Rückzug als Kraftquelle und Bewältigungsstrategie wählte. 

Ab Klasse drei (da wurden die Noten eingeführt) fällt die schriftliche Beurteilung weniger umfangreich aus. Man konzentriert sich auf das Wesentliche: „schriftlich super. Sorgfältig. Vollständig. Zügig. Aufmerksam.“ Aber: „Sie könnte sich aktiver am mündlichen Unterricht beteiligen.“ Und auch danach fallen Sätze wie: „[…] ist etwas still und zurückhaltend. Bei direkten Fragen beweist sie, dass sie dem Unterricht mühelos folgen kann.“ Und etwas später sogar: „Ihre Unterrichtsbeiträge fördern den Unterricht.“

Ich hab mir nach meiner IQ Diagnostik (ich war damals 35) oft ein und dieselbe Frage in unterschiedlichen Varianten gestellt: Hat es niemand gemerkt?

Ich hab diese Frage auch mit meiner Mutter erörtert, als sie noch lebte. Sie erinnerte sich an meinen Lieblingsmathelehrer, der mal angesprochen habe ich sei recht schnell, würde mühelos auch fortgeschrittenere Dinge lernen.

Und dann war da noch diese eine prägende Geschichte, bei der mir beim Schreiben gerade die Tränen laufen: auf einem Elternabend und auch gegenüber genau diesem Mathelehrer gab es Beschwerden anderer Eltern. Der Grund? Ich hatte keine Hausaufgaben. Nur ich als einziges Kind bekam keine Mathehausaufgaben. Das würde man nicht verstehen und man empfände es als unfair. Meine Mutter hat später oft davon erzählt und ich glaube sie war bis zu ihrem Tod wütend darüber. Doch was war der Grund, fragst du dich jetzt vielleicht. Ganz einfach: ich hatte die Aufgaben aus dem Unterricht, meine Mehraufgaben und die Hausaufgaben während der Unterrichtszeit erledigt und dann auch noch einzelnen Mitschüler*innen geholfen. Mein Mathelehrer Herr B. hat seine Entscheidung „verteidigt“ und deutlich gemacht: mehr müsse nun wirklich nicht sein. Zumal ich ja auch nur noch mehr von dem langweiligen Sch… bekommen hätte, den ich eh schon drei-fach erledigt hatte, statt etwas Anspruchsvollerem, Interessanterem.

Eine Sache, die früher bereits hervorgehoben wurde, fällt mir auch heute beim Lesen der Zeugnisse wieder auf: Schrift 1. Das war für Alle damals etwas ganz Besonderes, für mich eigentlich nicht. Ich bin Linkshänderin und nutze meine dominante Hand zum Schreiben. Mir stellte sich also gar nicht die Frage, „ob man damit schön schreiben kann“ oder nicht. Ich hab es einfach gemacht. 

Der Übergang ins Gymnasium war für meine Entwicklung aus heutiger Perspektive ein neuralgischer Punkt. Ich wollte endlich mehr, aber meine Eltern sagten deutlich: „Wir können dir dann nicht mehr helfen.“ Sie positionierten sich dort bereits sehr deutlich als diejenigen, die kein Gymnasium besucht oder absolviert hatten und waren davon überzeugt das sei „zu hoch“ für sie. Sie überließen mir aber glücklicherweise selbst die Entscheidung und räumten von Anfang an ein, es sei „auch keine Schande,“ wenn ich wieder abgehen würde.

Aus heutiger Sicht würde ich denken: Wow so ein Gymnasium muss ja echt sowas wie ne Eliteuni sein 😉. Und durch den Austausch mit einer wunderbaren Freundin wurden an dieser Stelle auch noch mal große Herausforderungen deutlich: „Was, wenn es für mich leicht wäre?“, „Was, wenn ich beweise, dass ihre Annahme falsch war?“, „Was mache ich, wenn ich es nicht schaffe? Wer hilft mir dann?“.

Aus meiner heutigen Perspektive Loyalitätskonflikt meinen Eltern gegenüber bloß nicht „zu gut“ zu sein, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. Andererseits das Muster der Beweisführung frei nach der Devise: Seht ihr, ich hab´s geschafft – auch ohne Hilfe.

Weißt du, was unbewusst angenommen wird, wenn wir in einen inneren unbewussten Loyalitätskonflikt geraten? Dass unsere Existenz in Gefahr ist, wenn wir illoyal werden. Das ist der Grund, weshalb sich viele hochintelligente Frauen und Mädchen lieber mit ihrer Leistung verstecken und sich über jegliches gesunde Maß hinaus anpassen. Um nicht ausgeschlossen zu werden aus der Gruppe.

Gut, ist heute keine Höhle mehr, Wärme wird über Heizung statt über´s Feuer erzeugt und es ist auch kein Verstoßenwerden. Aber: für unser Nervensystem macht das überhaupt keinen Unterschied! Die Strukturen sind die gleichen wie damals, als wir noch mit Lendenschurz und Keule rumliefen.

Der vierte Aspekt ist die Frage: warum gab es eigentlich kein Risikomanagement? Im Coaching würde ich dir heute die Frage stellen: Ok, deine Eltern können dich nicht supporten. Wo kannst du ihn dir dann holen? Woran würdest du rechtzeitig bemerken, dass du „Gefahr läufst es nicht zu schaffen“? Was wären Maßnahmen, um dem frühzeitig entgegenzuwirken?

Mir fallen in diesem konkreten Beispiel übrigens einige Maßnahmen ein. Nachhilfe, Schulwechsel, Klasse wiederholen oder rechtzeitig überspringen, Förderunterricht und noch einiges mehr. Ich kann dir heute sagen: in meinem Inneren fühlte es sich an, als hätte es all diese Möglichkeiten nicht gegeben. Und was machte ich?

Ich entschied mich dafür und ging los. Mal mehr und mal weniger mutig. Der Blick in die Zeugnisse offenbart dasselbe Bild wie auf der Grundschule: aufmerksam, gute bis sehr gute Leistungen, zügig, sorgsam, mühelos, selbständig. Ergänzend kommen Begriffe wie zielstrebig und „den Anforderungen voll gewachsen“ hinzu.

Ich erfüllte also die Erwartungen des Maßstabs, der zur Beurteilung angelegt wurde. Aber – und du ahnst es längst – auch hier der Hinweis: „ihre mündliche Mitarbeit könnte noch aktiver sein.“ Und ich weiß, dass mit „noch“ nicht dasjenige welche „noch“ gemeint ist, das ausdrückt, dass etwas vorher schon richtig gut / intensiv / ausgefeilt ist, sondern es dasjenige welche ist, mit dem man diplomatisch sagen möchte: langt nicht.

An dieser Stelle will ich dich nicht mit Zeugnisredundanzen langweilen, sondern zum – aus meiner heutigen Perspektive – spannenden Teil kommen. Zum Underachievement. Erst subjektiv – ich blieb unter meinen Möglichkeiten – und dann objektiv – ich blieb unter den erwartbaren Leistungen einer gymnasialen Schülerin.

Meine Ergebnisse nahmen ab, lernen fiel mir immer schwerer, ich schob erst lästige Aufgaben auf und später prokrastinierte ich. Angst, Schuld, Scham waren die Treiber für ein Gefühl, das viele hochintelligente Menschen kennen: ich bin anders. Ich fühl mich nicht richtig. I´m an Alien, i´m a little Alien… Das Aliengefühl.

Und aus heutiger Sicht weiß ich: sich falsch zu fühlen ist erst mal gar kein Gefühl, sondern ein Gedanke, der Gefühle wie Angst, Schuld, Scham und Überforderung auslöst. Unwohlsein im Körper, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Anspannung. Warum? Ganz einfach: das ist purer Stress!

Das Nervensystem ist in ständiger Alarmbereitschaft, weil es bei Ablehnung um eins geht: die eigene Existenz. Das ist in der DNA verankert, weiß die Forschung heute. Der Weg daraus? Flucht, Kampf, Einfrieren oder eben die vierte Variante, die Vielen unbekannt ist.

Im Englischen nennen wir sie Fawn (deutsch übersetzt Rehkitz). Merkmale von Fawn sind das Zurückstellen eigener Bedürfnisse, ja sagen obwohl man nein meint, peoplepleasing, Harmoniesucht und sich ohne Grund entschuldigen. Ich nenne das Anpassung. Gepaart mit Masking eine hochexplosive Mischung, wie ich finde. Ich habe mich maskiert und angepasst, dann kam auch noch die Pubertät und danach hatte ich eigentlich keine Ahnung mehr, wer ich war. Glaube ich heute. 

Bezogen auf meine Hochbegabung kann ich sagen: meine Leistungen wurden immer schlechter, meine Anstrengungen für gute Leistungen immer größer. Achja und dann begleitete mich die gesamte Schulzeit hindurch Prüfungsangst in der schlimmsten Form. Bauchschmerzen, Durchfälle, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, innere Unruhe vor der Prüfung, Blackout in der Prüfung, Angst durchzufallen.

Und danach? Meist eine kleine Amnesie. Damals hieß es das sei „normal“, „jeder hat mal Prüfungsangst“. Heute weiß ich: ja, das stimmt, aber das Ausmaß war zu groß. Man hätte intervenieren müssen und können. Aber ohne echte Fehler- und Lernkultur (im Sinne von echter Weiterentwicklung mit Support statt ständiger Beurteilung – oft dazu noch an unbekannten Maßstäben) ist das nahezu unmöglich.

Aber das soll hier kein bildungssystemkritischer Aufsatz werden, sondern ein Blogbeitrag über meine Geschichte mit meiner Hochbegabung. Heute würde ich die Diagnose Schulangst mit stark ausgeprägter Prüfungsangst mit Tendenz zur Dissoziation stellen, wenn ich es rechtlich dürfte. Dir kann ich sagen: es ist nicht deine Schuld, falls auch du unter Prüfungs- und Schulangst gelitten hast. Es ist nicht deine Schuld, wenn du dieselben Symptome heute im Beruf spürst. Denn unser Gehirn verknüpft diese Situationen und spült dir die alten Gefühle von damals in Form emotionaler Belastung zusätzlich mit in die aktuelle Situation.

Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, erleben auch viele andere Kinder und Jugendliche. Mobbing, weil man „der Nerd“ ist. Hausaufgaben „für Alle“, weil man es so gut kann und der Lehrer es schon nicht merken wird, wenn Alle abschreiben…

Anekdote: sah schon seltsam aus, aber als dann auch noch alle den einen Rechtschreibfehler von mir abschrieben, war es klar. Team = toll ein anderer macht´s. Liebe (Wertschätzung, Anerkennung, „dabei-sein“) für Leistung (Hausaufgaben, Pausenbrot, Hausarbeiten…).

Die Erfahrungen, die ich in der Schule gesammelt habe, haben teilweise einzeln aber vor allem in Summe betrachtet das Potential ein Entwicklungstrauma auszulösen. Und damit bin ich nicht allein. Das geht ganz vielen Menschen so.

Lass mich ein kurzes Zwischenfazit ziehen.

Wenn ich so draufschaue taucht in mir nämlich diese eine Frage auf: Ging es eigentlich jemals um mich? Als Mensch? Mit Eigenschaften, die vielleicht kein Mainstream sind? Oder ging es nur darum mich in ein System einzufügen (hineinzupressen trifft es eher), in das ich eigentlich nie wirklich gut hineinpasste und das sich selbst nicht anpassen wollte? Möglich.

Und auch hier: Das geht vielen Menschen so, die in das Neurodivergenzspektrum fallen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die Individualität wertschätzt und fördert, statt ständig Angst zu haben das Kollektiv könnte dadurch bedroht werden.

Was glaubst du, würde passieren, wenn sich alle Menschen gesehen fühlen würden? Wenn sie ihre Individualität leben würden? Ich glaube fest daran, dass es ihnen gut ginge und Menschen, denen es gut geht, verhalten sich komplett anders als solche, denen es weniger gut geht.

Ich glaube Solidarität, Empathie und Gemeinschaft würden dadurch gestärkt und nicht geschwächt, aber am Ende geht es hierbei um keinen gesellschaftlichen, politischen oder philosophischen Diskurs, sondern um meine Geschichte mit meiner Hochbegabung. Als Inspiration für dich deine eigene Geschichte zu erforschen und die Zukunft neu zu denken, wenn du das willst. 

2002 hab ich mein Abi gemacht. Mit der ersten 6 in meinem ganzen Leben. 0 Punkte in der Abiklausur in Mathe. Leistungskurs. Blödes Timing und ganz ehrlich: als ich das sah, stellte sich mir exakt eine Frage: Wozu hatte ich so viel gelernt und insgesamt sechs Stunden geschrieben? Es ist mir bis heute ein Rätsel.

Ich weiß, wo sie liegt und ich will mal nachgucken. Beim ersten Mal war ich einfach nur so enttäuscht und noch voller Emotionen, die ich damals (nach 10 Jahren, also mit 29) gar nicht halten konnte, sodass ich gar nicht die Ursache erfassen konnte.

Ah spannend und jetzt taucht gerade eine innere Stimme auf, die du vielleicht kennst: „das kannst du doch nicht alles schreiben. Das hört sich ja furchtbar an! Fast so, als hättest du eine ganz schreckliche Kindheit und Jugendzeit gehabt. Jetzt musst du aber auch noch was Schönes schreiben.“ Dieser Teil hat bis heute Angst vor Ablehnung, wenn ich sage, was ich denke. Wenn ich mich zeige, wie ich fühle.

Doch als Coachin erlaube ich dir genau das zu tun: sag, was du denkst – es sind deine Gedanken. Zeig, was du fühlst – dadurch verbindest du dich mit dir selbst und wirst „greifbar“. Und spüre in deinen Körper.

Ich spüre in meinem: Da sind noch Schichten, die Heilung brauchen. Da sind noch Emotionen aus vergangenen Situationen, die noch freigesetzt werden wollen. Und das tue ich – Schritt für Schritt. Denn ich halte den Raum für Weiterentwicklung nicht nur für Andere, sondern natürlich auch für mich selbst. Jeden Tag und in voller Verantwortung und Selbstliebe. Das bedeutet für mich Selfleadership.

Zum Thema Entwicklungstrauma möchte ich an dieser Stelle eine Sache ergänzen. Laut Studien kann sich bereits das Nichterkennen und das Nichtfördern einer hohen Intelligenz in Form eines Entwicklungstraumas auswirken.

Bis heute wird im Bildungssystem bei Jungs doppelt bis dreifach so häufig ihre hohe Intelligenz entdeckt im Vergleich zu Mädchen. Und aus Mädchen werden dann logischerweise nicht erkannte und nicht geförderte hochintelligente Frauen. Die sich anders fühlen. Die irgendwie nirgends richtig gut reinzupassen scheinen. Die Smalltalk nicht leiden können oder einfach nicht können und sich lieber allein mit etwas beschäftigen, als sich bei der Pflege sozialer Kontakte zu langweilen.

Und die häufig die Entscheidung für oder gegen eine IQ Diagnostik laaaaange vor sich herschieben. Vom ersten Auseinandersetzen mit dem Thema (oft übrigens nach der Auseinandersetzung mit einer möglichen Hochsensibilität oder nach einer AD(H)S – oder Autismusdiagnostik) bis zur Entscheidung vergehen oft Jahre, manchmal auch Jahrzehnte.

Bei mir waren es exakt zehn Jahre und ich bin mir so dankbar dafür! Und weil ich aus eigener Erfahrung und der Arbeit mit meinen Kundinnen weiß, wie schwer die Entscheidung fallen kann und wie viel Energie das raubt, hab ich für genau dieses Dilemma ein Angebot entwickelt. „Diagnostik ja oder nein – triff mit Leichtigkeit die Entsscheidung“. Ich verlinke es dir hier.

Übrigens wie alle meine Angebote ist auch dieses strukturiert, übersichtlich und ohne unendlich große Wissensbibliotheken, sodass Anfangen und Dranbleiben Freude bereiten und das Abschließen leicht fällt. Du bekommst die relevanten Informationen, hilfreiche Coachingtools und Managementtechniken, sodass dir die Entscheidung leicht fallen wird.

Doch zurück zu meiner Geschichte mit meiner Hochbegabung. Mit meinem Abi in der Tasche – ich brauchte damals 12 (!) Punkte in der Mündlichen in Bio, um überhaupt zu bestehen und machte dann 13 oder 14 – bekam ich keinen Ausbildungsplatz. Ich wollte dual studieren. Speditionskauffrau im Ausbildungsberuf und Logistik im Studium.

Aber mein Schnitt war viel zu schlecht, sodass ich erst mal gejobbt hab. Ich war es gewohnt zu jobben, seit ich 12 war. Babysitten, Zeitungen austragen, Waren einräumen im Einzelhandel. Nach dem Abi dann Verkauf von Outdoorklamotten und Geschenkartikeln. Und ich hab mir den Kindheitstraum erfüllt hinter´m Tresen in einer Diskothek zu arbeiten. Das hat richtig Spaß gemacht: es war viel, es waren klare Prozesse, es hat mich herausgefordert. Besonders auffällig: ich merkte mir unglaublich viele Getränke und die dazugehörigen Menschen, ich machte schnell hohe Umsätze und ich war „ein Arbeitstier“. Aber am nächsten Tag auch immer richtig „platt“ von all den Reizen. 

Was ich dir bis hierhin damit zeigen will: Hochbegabung bedeutet nicht immer Kinderuni, spezielle Förderung, einfaches Lernen, 1,0 Abi oder Friede, Freude, Eierkuchen. Obwohl allen meine schnelle und hohe Auffassungsgabe aufgefallen ist, kam keiner auf das Naheliegendste: meine Hochbegabung.

Sie blieb unentdeckt, ungefördert und die Merkmale entwickelten sich über die Zeit für mich von wertvollen Ressourcen zu ungeliebten Eigenschaften, die ich lieber verborgen hielt und der Welt nicht zeigte. So wie viele andere hochintelligente Frauen auch. In unzähligen Gesprächen hab ich bereits davon gehört.

Unter Anderem übrigens beim mosa·IQ Vernetzungstreffen, meinem Angebot für hochintelligente Frauen (mit und ohne IQ Test) für Austausch und Vernetzung. Komm gern mal dazu. Alle weiteren Infos findest du hier auf meiner Website.

Falls du bereits jetzt gern mehr über insgesamt 126 Merkmale hoher Intelligenz erfahren möchtest, klick gern schon den Merkmals-Check an. Es öffnet sich ein neuer Tab. Er dauert etwa 15 Minuten und du erhältst neben der umfangreichen Liste und deiner individuellen Auswertung auch eine allgemeine PDF mit relevanten Infos rund um Intelligenz und Testung. Achja und meine erste vorsichtige Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit einer hohen Intelligenz bei dir – natürlich immer mit dem Hinweis darauf, wie das Ergebnis zu bewerten ist, je nachdem, wo du was angekreuzt hast.

Jetzt aber zurück zur Geschichte.

Nachdem ich ein Jahr gejobbt hatte, fing ich meine Ausbildung an, die ich interessant, aber wenig erwähnenswert für diesen Blogartikel empfinde. Außer der lustigen Tatsache, dass ich alles werden wollte, nur nicht das machen wollte, was bereits mein Papa und mein Onkel machten: alles rund um Spedition. Und dann lernte ich Speditionskauffrau in dem Betrieb, in dem ich mein Schulpraktikum gemacht hatte.

Eigentlich wollte ich in die Bank, weil mich Finanzen schon immer faszinierten. (Kleiner Spoiler: heute bin ich froh, dass ich dort nicht gelernt habe, weil man in einer Bank Bank lernt und eben nicht Geld, aber auch das ist eine andere Geschichte, die ich während meiner Börsenausbildung bei Europas größter Finanzakademie PJM gelernt habe.)

Da ich aber im Praktikum nichts hätte machen dürfen, was mit Geld zu tun hat, empfand ich das als sinnfrei und entschied mich für zwei spannende Wochen in der Disposition einer Tankgutspedition. Prozesse, Abläufe, Orga. Super! Und das in Kombination mit Menschen, mit denen man ein gutes Ergebnis für die Kundschaft erzeugte.

Hieran ist vor allem eines zu erkennen, was hochintelligente Menschen eint: sie suchen immer nach dem Sinn. Finden sie den nicht und erscheint etwas sinnfrei, machen sie es nicht oder stellen es zumindest massiv in Frage und ecken dadurch immer wieder in Unternehmen, Familien, Freundeskreisen und Beziehungen an.

Und dann kam meine Schulbefreiungszeit. Andere nennen es: Studium. BWL an einer Fachhochschule. Ursprünglich wollte ich den Schwerpunkt Logistik studieren, bis ich verstand, dass das, was mir in der Ausbildung gefehlt hatte, im Personalbereich zu finden ist. Arbeitspläne, Personalentwicklungsplanung, Auswahlprozesse, Eignungsdiagnostik.

Neben dem Studium habe ich gearbeitet: in einem produzierenden Unternehmen, das sogar Weltmarktführer für die Lösung war, die sie anbieten: Zapfsysteme für Tankstellen. Mit Zulieferfirmen von all over the world und dem Anspruch auf das Siegel „made in germany“.

Ich forderte Zolldeklarationen an und übernahm die sogenannte Ursprungskalkulation. Meine Berechnungen waren die Grundlage (!) für die Beantragung des Siegels! Fand ich cool. Und der Geschäftsführer, mit dem ich bis heute vernetzt bin, kam eines Tages zu mir und sagte es täte ihm wahnsinnig leid, dass ich diese Aufgabe machen müsse. Allein mit diesen ganzen Dokumenten und Zahlen. Ich verstand ihn gar nicht. Ich fand es super.

Es hat mich schon immer beruhigt, wenn ich logisch aufgebaute Exceltabellen erstellen konnte. Und diese hatte ja einen richtig großen Sinn! Jackpot für mich. Und ja die Aufgabe war nerdig 😉 lieben wir. Mein Freund arbeitet übrigens als ITler, sagt aber gern und immer wieder, dass er zwar der ITler sei, aber ich der Nerd in der Beziehung.

Und dann war da noch die studentische Unternehmensberatung bei uns an der FH. Ich hatte die Vorstellung nach dem Studium Unternehmensberaterin zu werden. Ich war schnell, hatte eine hohe Auffassungsgabe und konnte vor allem immer eines exzellent: komplexe Zusammenhänge in kürzester Zeit erfassen und darstellen, Prozesse analysieren und Optimierungspotential erkennen. Das sind übrigens alles Merkmale hoher Intelligenz, wie ich viele Jahre später erfahren würde.

Die Zeit im Verein war spannend. Von der Team- und Führungsdynamik über die Kundenprojekte (zum Beispiel durften wir ein Management-Dashboard für ein Tesawerk entwickeln, mit dem anschließend die gesamte Produktion gesteuert wurde) und allem, was damit zusammenhing: ich hab mich schnell positioniert für den Bereich Mitgliedsmanagement, Orga und Qualifikation. Heute würde ich sagen: head of people & culture. 😉 Und ich hab es mit großer Freude, Leichtigkeit und Leidenschaft gemacht.

Habe Menschen vernetzt, eingeführt, ausgebildet, Teams zusammengestellt. Love it. Das war der Grundstein für meine spätere Tätigkeit als Personalleiterin, die in mittelständischen Unternehmen breit aufgestellt war. Auch dort waren Personalentwicklung, -begleitung und -auswahl meine Fokusthemen.

Und auch hier: wenn wir einen Sinn erkennen, machen wir Dinge mit großer Freude. In einem Team mit Menschen, die ähnlich schnell denken und Zusammenhänge erfassen, entstand für mich Leidenschaft und Leichtigkeit. Das sind übrigens auch die Gefühle, die ich bei der Entwicklung und Umsetzung meines 126 Merkmale (!) umfassenden Merkmals-Check empfunden habe. Er ist für Menschen, die noch keinen IQ Test gemacht haben und mal gucken wollen, welche Persönlichkeitseigenschaften sie denn haben, die man einer hohen Intelligenz zuschreibt. Ich verlinke ihn dir hier.

Und natürlich auch für Menschen mit bereits nachgewiesenem hohen IQ, die den nächsten Schritt in ihrer persönlichen Weiterentwicklung gehen und sich stärker mit ihren Eigenschaften beschäftigen wollen.

Mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise schloss ich mein Studium (übrigens mit den Schwerpunkten Personal & Organisation, Steuern und Wirtschaftsprüfung -> Menschen und Zahlen sind einfach meins und auch hier gilt das sowohl-als-auch-Prinzip statt des ständigen entweder-oders) mit Auszeichnung ab.

1,4, Zweitbeste im Jahrgang und innerhalb der Regelstudienzeit. Obwohl sich alle immer gefragt und Sorgen gemacht haben, „wie du das schaffen willst“. Studium, Minijob (10h / Woche), Vereinsarbeit (locker 10, manchmal 20h / Woche), Hobbies, Partnerschaft, soziale Kontakte…

Die Antwort war leicht: weil ich endlich auf die Art und in dem Tempo leisten konnte, wie es mir Freude bereitet. Nämlich auf meine und in meinem Tempo! Und endlich endlich endlich spielte meine mündliche Beteiligung üüüüüüberhaupt keine Rolle mehr – juhuu. Für mich wirklich eine Befreiung. Endlich war meine Note nicht mehr davon abhängig, ob ich mich traute, ob es mir sinnvoll und logisch erschien oder ob ich Interesse hatte. Sondern von meiner Leistung in der Prüfung.

Achso und die Prüfungsangst. Die verflog in einem Seminar über Rhetorik und Moderation, indem es im ersten Schritt darum ging so viel falsch zu machen, wie möglich, um so viel wie möglich zu lernen… Das ist übrigens ein Ansatz aus dem LifeDesign, den ich nicht „hart“ praktiziere, der mir aber als Grundlage für meine heutige Fehlerkultur und das didaktische Konzept in meinen Gruppenräumen wie in der Membership go for it! dient. Fehler sind etwas, das wir erwarten und wir wissen, dass wir sie brauchen, um zu lernen.

Zurück zum Studienabschluss. Ich fühlte das erste Mal in meinem Leben, soweit ich mich erinnere, puren Stolz in mir. Ich hatte es geschafft. Aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe und es hatte großen Spaß gemacht. Ok, heute bedaure ich, dass ich nicht öfter feiern gegangen bin, aber hey die wesentlichen Studentenfeiern zum Beginn und Abschluss hab ich immer „mitgenommen“.

Mich hat es schon immer motiviert schnell zu sein, viel zu machen und zu erleben. Das hat unter anderem mit dem Grundgefühl vieler hochintelligenter Menschen zu tun das Leben sei zu kurz für alle Interessen. Ein permanentes Zeitmangelgefühl ist häufig die Folge. Kennst du, oder?

Nach meinem Abschluss wurde dann auch noch meine mit 1,0 bewertete Diplomarbeit über die Frage der „Rationalität bei Entscheidungsprozessen in Unternehmen mit der Folge Personalabbau“ ausgezeichnet. Mit einem Preis von Hochschulen und IHK! Auch hier war ich megastolz und gehe bis heute sehr gern als Alumna zu der Auszeichnungsfeierlichkeit, bei der ich gerne netzwerke.

Nächstes Jahr ist das 15 Jahre her und die vorsitzende Jurorin und ich planen eine besondere Aktion für die Preisträgerinnen und Preisträger in meinem Namen. Das wird großartig. Vielleicht gibt es dann ja einen „mosa·IQ Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen“? 😊 kann mich kurz jemand kneifen? Achso mosa·IQ heißt übrigens meine Firma.

Das Mosaik ist viel besser für mein Verständnis unseres Gehirns geeignet, als beispielsweise ein Puzzle. Du kannst alle deine Eigenschaften und Fähigkeiten immer wieder neu anordnen und jedes Mal wird etwas anderes Wunderschönes daraus. Es gibt keine Begrenzung und auch keine Limitierung bei der Kombination. Es fügt sich über die Fugenmasse einfach wunderbar zusammen und du bist diejenige, die entscheidet, wie. Zurück zur Geschichte.

In der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden Stellen und dadurch in der Folge auch Stellen in Personalabteilungen abgebaut und ich bekam keinen Job in der freien Wirtschaft, wo ich eigentlich hätte hingehen wollen. Dafür kam das Angebot meiner Hochschule, ob ich den Bereich Personal & Organisation unterstützen wollen würde. Als „Lehrkraft für besondere Aufgaben“ (heute weiß ich: das ist das Pendant zu den „WiMi“s an der Uni, nur mit der 5-fachen Lehrverpflichtung… 20 statt 4 Stunden pro Woche auf `ner Teilzeitstelle…) für die Fächer Personalwesen & -führung und Managementtechniken (Moderation und Rhetorik).

Ich sagte „ja“ und drei Jahre später hatte ich etwa 20 Abschlussarbeiten auf Bachelor- und Masterniveau betreut, ca. 1.800 Studierende unterrichtet und deren Klausuren korrigiert und eine noch lange nicht fertig gewordene Dissertation in der Schublade. Zum Thema: Rückkopplungsprozesse zwischen Personalführung im Unternehmen und den Akteuren außerhalb des Unternehmens.

Ich wollte nicht weniger als den Forschungsstand der Führungstheorien erweitern und eine neue Führungstheorie entwickeln. Das führte ich neben meiner nächsten Tätigkeit als Personalleiterin dann fort.

Sieben Jahre hab ich die Personalabteilungen dreier Unternehmen verantwortet, sie digitalisiert und green HR Möglichkeiten implementiert. Eines nehme ich ganz bewusst aus dieser Zeit mit. Zum Einen wurde mir klar, dass man mich zwar jedes Mal für meine enormen Fähigkeiten und Ergebnisse „einkaufte“, es der obersten Führungsetage aber etwa nach zwei Jahren immer etwas „zu anstrengend“ mit mir wurde.

Hierarchie hab ich immer als etwas angesehen, dass vor allem eins ist: ein Instrument zur Strukturierung eines Unternehmens, das die Verantwortlichkeiten und Haftungsgrundsätze aufzeigt. Für mich war es immer sehr schwer auszuhalten, wenn ich miterlebte, wie über Hierarchie Status gebildet, und Unterschiede verdeutlicht oder gar Macht missbraucht wurde.

Ja ich treffe Entscheidungen und trage die Konsequenzen.
Ja ich mag große Büros und gute IT Infrastruktur zum Arbeiten.
Ja ich nutze die Marke mit dem Apfel
(weil alles andere zu lahm für meine Verarbeitungsgeschwindigkeit ist).

Aber ich kann es nicht ausstehen anhand meiner Kleidung, des Titels auf meiner Visitenkarte oder des Restaurants, in das ich gehe, bewertet zu werden. Und ja ich sitze aktuell im T-Shirt und einer Yogahose am Schreibtisch, während ich das schreibe und ich gehe exakt so heute Abend in den Vernetzungscall in meiner Membership „go for it!“.

Zurück zum Thema Hierarchie, Status und Macht. Das ist typisch hochintelligent! Ablehnung von Hierarchie als Machtinstrument. Ablehnung von Statussymbolen. Wunsch nach Augenhöhe und Wertschätzung für Leistung. Und vor allem eins: als Mensch gesehen werden und dazugehören. 

Drei gewonnene Arbeitsrechtsprozesse später, war klar: das ist der Punkt, an dem ich mich selbständig mache. Wollte ich schon seit meinem Studium und doch wollte ich erst Erfahrung sammeln und mir Prozesse angucken. Das hab ich gemacht – im Konzern in Hamburg, in KMU´s in Schleswig-Holstein und jeweils in unterschiedlichen Branchen.

Eine ganz wesentliche Erkenntnis ist wie immer keine Rocket Science. Im Veränderungsprozess spielen Technik und Prozesse eine geringere Rolle als die Menschen und die Kultur. Und das ist, was ich heute liebe, lehre und lebe. Wann immer ich eine Veränderung initiieren will, nehme ich das Team mit – mein inneres genauso wie mein großartiges Freelancerinnenteam.

Bin ich Profi darin? Ja! Bin ich perfekt darin? Das müssen Andere beurteilen, aber eins will ich dir mitgeben: Veränderung bedarf keiner Perfektion. Sie bedarf einer klaren Intention, Haltung und Mut die Veränderung auch dann umzusetzen, wenn du Angst hast.

Das gilt übrigens für Alles im Leben – vom Wohnort- und Berufswechsel zur privaten Trennung von geliebten Menschen hin zum neuen Hobby oder einem neuen Blick auf dich selbst.

Wenn du das hier liest, hab ich eine Frage für dich:

  1. Wenn du nicht getestet bist: Wie würde sich dein Blick auf dich selbst verändern, wenn du hochintelligent wärst und deine hohe Intelligenz in dein Leben integrierst?
  2. Wenn du getestet bist: Wie hat sich dein Blick auf dich selbst verändert, nachdem du das Ergebnis erfahren hast und wie hast du deine hohe Intelligenz mittlerweile in dein Leben integriert?

Puh was für ein Ritt durch meine ganz persönliche Geschichte mit meiner hohen Intelligenz. Jetzt interessiert mich, was du mitnimmst, welche Erkenntnisse du gewonnen hast, wo Fragen aufgetaucht sind. Kommentiere super gern zu diesen Fragen und auch zu all dem, was dir sonst noch dazu im Kopf „umhergeistert“, während oder nachdem du das hier gelesen hast.

PS: Ich hab mich 2018 übrigens von Dr. Karin Joder testen lassen und wir sind nach wie vor miteinander vernetzt. Sie ist eine der Diagnostikerinnen, die ich immer wieder gern empfehle und die deshalb auch auf der Liste der Diagnostikerinnen in meinem Selbstlernkurs zur Entscheidungsfindung für oder gegen eine IQ Diagnostik zu finden ist.

PPS: Meine IQ Diagnostik war noch aus einem weiteren Grund ein absoluter Segen für mich. Sie war die Grundlage für die Beurteilung im Rahmen einer Erkrankung meines Gehirns und machte deutlich, dass es sich dabei um eine schwere Ausprägung handelte, wodurch ich priorisiert an Behandlungstermine kam. Hätte das Gutachten nicht vorgelegen, wäre es „nur“ ein leichte Form „gewesen“, weil die Abweichung des damals messbaren IQs von etwa 50 nur um 50% vom Durchschnitt abwich, aber eben deutlich mehr von über 130.

PPPS: Link zu Susanne´s Blogparade.

Heute.

Heute kenne ich viele Zusammenhänge, wie diese und bin offen für alle, die sich noch offenbaren:

  • Ich bin ins Underachievement gerutscht / gegangen, weil ich nicht gelernt hatte zu lernen.

  • Ich hab meine Leistung jahrzehntelang verborgen, damit sich andere Menschen nicht schlecht fühlen, weil sie selbst beurteilen es „nicht so gut“ wie ich zu können.

  • Ich hab meine Leistung jahrzehntelang verborgen, um weniger gemobbt zu werden. Was man nicht sieht, kann man auch nicht angreifen.

  • Ich hab meine Leistung jahrzehntelang verborgen, um dazu zu gehören. Was man nicht sieht, existiert nicht.

  • Ich hab weniger Leistung erbracht, um nicht noch mehr langweilige Aufgaben zu bekommen.

  • Ich hab weniger Leistung erbracht, um dazuzugehören.

  • Ich hab weniger Leistung erbracht, um weniger aufzufallen.

  • Ich hab weniger Leistung erbracht, um weniger gemobbt zu werden. Streberin war noch das harmloseste Wort, das ich hören musste.

  • Ich bin ins Underachievement gerutscht, weil ich frustriert war, weil meine sehr guten Noten im Zeugnis abgeschwächt wurden, weil ich mich nicht ausreichend mündlich beteiligte. Warum soll ich etwas mündlich sagen, wenn ich es schriftlich doch längst gesagt hatte?

  • Ich bin ins Underachievement gerutscht, weil es für mich eine Bewältigungsstrategie gegen die Langeweile war lange Zeit nicht zu lernen und den Berg unendlich anwachsen zu lassen, nur leider hab ich den Point of no Return überschritten.

  • Ich bin ins Underachievement gerutscht / gegangen, weil ich nicht gelernt hatte zu lernen.

Hier endet mein Blogbeitrag, aber meine Geschichte mit meiner Hochbegabung noch lange nicht. Ich freue mich auf jedes Kapitel, das noch geschrieben wird. Und das wünsche ich dir auch: Viel Freude mit deiner hohen Intelligenz.

Mein Name ist Miriam

Ich begleite Frauen dabei ihre eigenen Themen in die Umsetzung zu bringen – egal, wie schwer es erscheint.

Meine mosa·IQ Erfolgsformel:

Mindset(arbeit) + LifeDesign + Management = Umsetzungserfolg

Wir lösen gedankliche Blockaden, entwickeln einen Lebensentwurf, der richtig Freude bereitet und setzen dann das Management drauf, was dafür hilfreich ist.

Die Gemeinsamkeit aller Frauen ist einfach: sie denken schnell, viel und meistens in komplexen Zusammenhängen. Sie sind überdurchschnittlich intelligent – unabhängig davon, ob sie es schon wissen oder nicht. 

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Mein Name ist Miriam

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